In Vorfreude auf die nächste Ägypten Reise habe ich mal einen Erfahrungsbericht über die letzte Rumänien Fernreise augesetzt. Vielen Dank für die tollen Tipps an die Mitglieder vom Reiseforum. Individuelle Anreise nach Budapest. Empfehlung: Nehmt den Autozug von zu Hause nach Wien und fahrt erst von dort auf Achse weiter.
Wir treffen uns am frühen Abend in Budapest in einem schönen Treffpunkt-Hotel. Der heutige Tag wird noch nicht so super interessant, denn heute geht’s erstmal um das „Strecke machen“ durch die ungarische Puszta. Obwohl wir Autobahn fahren, haben wir nicht allzu viel Zeit, um Zwischenstops für Sightseeing zu machen, denn die ungarischen Autobahnen sind auch nicht so schnell zu fahren, wie es sich anhört.
Im Übrigen wollen wir schnell zur Grenze, wo es sicherlich mal wieder eine Weile „Anstehen“ heißt. Allerdings werden wir uns wohl „ungestraft“ an der Kolonne der Laster und PKW vorbeimogeln dürfen – wir werden’s sehen. Nach dem Passieren der Grenze am Nachmittag, sind es noch ca. 135 km von Oradea bis zu unserem Hotel in Satu Mare, wo wir uns ein schönes Abendessen und gute Betten redlich verdient haben.
Am heutigen Tag lassen wir es nach dem gestrigen langen Fahrtag erst einmal langsam angehen, kommen auch „im Kopf“ in Rumänien an, und nehmen heute – zwecks Eingewöhung – noch nicht sooo viele Kilometer unter die Räder und belassen es lieber bei einer Kurzreise. Unser Weg führt uns dicht an der Grenze zur Ukraine entlang zunächst bis nach Sapanta.
Dort befindet sich der sogenannte „fröhliche Friedhof“, auf dem eine Tradition weitergeführt wird, die der lokale Holzschnitzer und Künstler Ion Patras eingeführt hatte. Auf den bunt bemalten Grabkreuzen sind Bilder, Schnitzereien und Grabsprüche, die den Verstorbenen jeweils lustig charkterisieren. Saufnasen sind zweifelsohne auch mit der Vodkaflasche in der Hand abgebildet und die hübsche Maid mit dem Lotterleben wird auch auf dem Bildchen als „liederliches Frauenzimmer“ abgebildet.
Dieser Friedhof ist jedenfalls kein Ort des Gruselns! Auf unserer Weiterfahrt durch die noch recht ursprüngliche Landschaft des Maramuresch sehen wir noch häufig die klassischen Höfe in Holzbauweise, meist kombiniert mit Wegkreuzen oder auch einer kleinen Kapelle. In der kleinen Kurstadt Borsa machen wir Rast für diese Nacht. Wer etwas übrig hat für das Sammeln von Mineralien, kann hier preiswert schöne Stücke erstehen, denn früher wurde hier viel Bergbau betrieben.
Wir starten unseren neuen Tag mit einer Fahrt über den Prislop-Pass (1416 m) Ein Denkmal oben auf der kargen Passkuppe erinnert an den letzten Angriff der Tartaren im Jahre 1717. Über Sangeorz-Bai fahren wir quer durchs Gebirge nach Bistrita, wo es eine spätmittelalterliche Festungsanlage und hübsche alte Bürgerhäuser zu besichtigen gibt. Von Bistrita fahren wir anschließend ostwärts, in die Westkarpaten hinein. Bis zu unserem Hotel in Campulung Moldovenesc, geht es nun eine lange Bergstrecke zwischen den Bergen hindurch, die hier 1500 – 2000 m in den Himmel ragen. In den Wäldern hier leben noch Luchse, Wölfe und Braunbären. Wer mag, kann sich seine Wasserflasche in Vatra Dornei auffüllen, denn hier befindet sich eine der bekanntesten Trinkwasser-Quellen ganz Rumäniens.
Heute ist der „Tag der bemalten Klöster“. Nicht, dass wir selbst Hand anlegen dürften und ein paar graue Klöster verschönern – hier gibt es nichts mehr zu verschönern! Die berühmten, bemalten Klöster dieser Gegend sind es absolut Wert, einmal einen Blick darauf zu werfen, auch dann, wenn man der klösterlichen Lebensweise sonst nicht so zugetan sein mag. Wir besuchen 2 der schönsten, nämlich das in Moldovita und jenes in Sucevita. Letzteres bietet zudem den Vorzug über einen schönen Pass erreichbar zu sein, von dem aus wir einen herrlichen Blick genießen können. Über Radauti und Suceava fahren wir in einer Schleife nach Süden und wenden uns bei Targu Neamt wieder hinauf in die Berge. Am Stausee des Flusses Bistrita entlang, fahren wir über Bicaz hinaus, bis zum Lacu Rosu, dem „roten See“, was zu einer Flusskreuzfahrt einlädt. Im Jahre 1838 war hier ein ganzer, bewaldeter Berghang in den See gerutscht und auch heute sieht man – als Zeugen dieser Naturkatastophe – noch zersplitterte, mineralisierte Baumstämme aus dem See ragen. Unser Hotel liegt direkt an diesem See, mit seiner erwas finsteren Atmosphäre.
Heute ist noch einmal ein langer Tag auf dem Motorrad – aber was für einer! Wir genießen noch einmal die „volle Packung“ Karpaten! Zunächst geht’s in Richtung Gheorgheni, und dann nach Süden, nach Miercurea-Ciuc und dann im großen Bogen nach Westen und wieder nach Norden. Auf diesem Zickzackkurs durch das Gebirge fahren wir über mehrere kleine Pässe und immer wieder ins Tal hinab, so dass heute einige Höhenmeter zusammen kommen. Das Tagesziel ist das berühmte Schässburg (Sighisoara) mit seiner befestigten Altstadt und Burg, dass wirklich eine Reise wert ist.
Ganz nebenbei ist Schäßburg auch noch der einzige Ort Rumäniens, der historisch belegbar mit „Vlad Dracul“, dem Vorbild für den literarischen Graf Dracula, in Verbindung gebracht werden kann, denn sein Geburtshaus steht hier im Ort. Die Legende von Dracula, die in ganz Transsylvanien aus monetären Gründen vom Tourismusverband legendig gehalten wird, sollte schon seit langem an „irgendeiner malerischen Burg“ festgemacht werden. Offiziell wird mittlerweile die Burg Bran, bei Rasnov (die wir auch noch besuchen werden), als Dracula-Burg „verkauft“, allerdings ohne das sie je irgendeine besondere Verbindung zu Vlad, dem Schlächter hatte, denn der lebte als „Kriegsfürst“ recht rastlos und unsteht und wohnte für keinen längeren Zeitraum in einer Burg, die heute noch steht.
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der fantastischen „Transfagarasan“, der Gebirgsstrasse mitten durch das Fagarasan- Gebirge. Von Schäßburg aus fahren wir ählich wie bei Pauschalreisen auf kleinen Nebenstrassen zunächst direkt nach Süden, bis Cartisoara. Von dort aus geht es auf einer ca. 150 Kilometer langen Trasse quer durch das Gebirge bis nach Pitesti. Wir schrauben uns auf tausend Kurven bis auf ca. 2200 m Höhe hinauf – und das will hier in Rumänien und in diesem schroffen, abgelegenen Gebirge schon etwas heißen! Ursprünglich war diese Strasse nur für militärische Zwecke errichtet und erhalten worden, mittlerweile wird die Strecke ganz zaghaft auch touristisch entdeckt. Sogar ein (klitzekleines) Skigebiet befindet sich hier oben. Dennoch ist das, was hier oben zählt allein die Natur und nicht der Mensch und das merkt man auf jedem Meter dieser fantastischen Gebirgsstrasse. Unser Hotel für diese Nacht ist ein recht schönes, wenn auch als Stadthotel im eher industriell geprägten (hier residiert auch Dacia, die Renault-Tochter, mit einem riesigen Werk) Pitesti gelegen.
Am heutigen Tag streifen wir auf unserem Weg nach Nordosten noch einmal das Fagaras-Gebirge und fahren über Campulung nach Bran. Wenn die als Dracula-Burg beworbene Burg Bran auch nicht wirklich mit Vlad Dracul zu tun hat, so verbreitet sie doch eine tolle Mischung aus Romantik und Grusel und ist absolut sehenswert (siehe rechts). Auf unserem weiteren Weg bis nach Sinaia (mondäner Luftkurort in den Bergen und beliebtes Ausflugsziel der Bukarester) machen wir noch eine Stipvisite in Brasov. Wenn wir vor dem Abendessen in einem urigen In-Lokal der Bukarester Szene in den Bergen über Sinaia noch ausreichend Zeit finden, lohnt es sich auch, einen Blick auf das Königsschloss Peles in Sinaia zu werfen:
Zunächst fahren wir ein Stück nach Norden, Richtung Brasov. Falls wir am Vortag nicht genug von Brasov gesehen haben, gibt es nun die Möglichkeit noch einen Stop dort einzulegen. Andernfalls biegen wir südlich von Brasov nach Osten in die Berge ab und rollen über Sacele (Siebendörfen) den Bratocea-Pass hinauf. Über Valenii und Ploiesti fahren wir weiter durch einen sehr naturbelassenen Teil der Südkarpaten. Hier brüten noch viele Steinadler-und Mönchsgeier-Päarchen, denn die Natur ist noch weitgehend in Ordnung. Am Nachmittag rollen wir dann durch die Tiefebene der „Walachei“ in der rumänischen Hauptstadt Bukarest ein, die einen zwiespältigen Eindruck auf uns machen wird. Dieser von 2 Flüssen durchflossene Großstadt-Moloch wurde einmal das „Paris der Walachei“ genannt, wegen seiner Prachtbauten und seiner weiten Parks, Alleen und Boulevards. Diese sind auch heute noch vorhanden und beeindrucken die Besucher. Gleich daneben allerdings, finden wir auch Ceauscescu’s Protzarchitektur und sozialistische Einheits-Plattenbauten. Wir logieren in einem modernen Hotel mit Tiefgarage für die Motorräder, direkt in der Innenstadt. Wer mag, kann heute Nacht richtig einen los machen, denn in Bukarest pulst das Leben!
Wir machen heute einen Pausentag in Bukarest. Es ist Zeit zum Shopping und Sightseeing und es ist mit Sicherheit für jeden Geschmack etwas dabei. Ob ein Stadtrundgang, das Kunstmuseum im Königsschloss, der botanische Garten, die luxuriösen Cafés in der Innenstadt, oder Ceauscescu’s protziger „Palast des Volkes“ (siehe rechts), der als weltweit zweitgrößtes Gebäude fast so gross ist, wie das Pentagon. Hier findet jede/r etwas interessantes zu erkunden. Interessant auch das alte Handelsviertel, rund um die Strada Lipscani (Leipziger Strasse) und das Bukarester Dorfmuseum. Die Motorräder lassen wir zum Zweck der Fortbewegung in Bukarest übrigens lieber in der Garage. Zum Einen sind sie dort diebstahlsicher untergebracht, zum Anderen sind die schlaglochreichen Strassen in Kombination mit dem dichten und chaotischen Verkehr nicht gerade nervenschonend. Wir nehmen für weitere Entfernungen lieber die preiswerte Metro.
Wer sich mit einem Tag in Bukarest gar nicht anfreunden mag, kann natürlich auch einen Abstecher in die Walachei (hier heisst sie nun buchstäblich so!) machen oder sich zum Beispiel die Donau-Auen anschauen. Nach Süden hin – zur Donau – ist das Land wirklich absolut „platt“. Weizenfelder, soweit das Auge reicht und kaum eine Erhebung lassen ahnen, wieso das Land hier so anfällig für Überschwemmungen, aber auch so fruchtbar ist.
Heute fahren wir am Südrand der Karpaten durch eine liebliche Hügellandschaft, die westliche Walachei. Die größeren Staedte sind alle industriell geprägt und deswegen für uns wenig interessant – wir machen einen großen Bogen darum und machen statt dessen „Strecke“. Ab Ramnicu Valcea wird es wieder bergiger. Wir fahren ein Stück nach Norden, in Richtung Sibiu, biegen dann aber nach Westen, Richtung Petrosani ab. Unser Hotel liegt in den Bergen über Petrosani angenehm ruhig und bietet tolle Aussicht.
Heute fahren wir unsere letzte Etappe in Rumänien, bis zur Grenzstadt Arad. Die Landschaft ist leicht hügelig bis bergig, die Nebenstrassen, die wir fahren laden ein zum gemütlichen Kurvenschwingen. Diese Landschaft des „Banat“ wurde sehr stark von den sogenannten Banater Schwaben geprägt, Deutschen, die auf Wunsch der Habsburger im 18.ten Jahrhundert aus der Moselgegend und aus der Pfalz hierher umsiedelten (unglaublich, was die Bauer damals mitmachen mussten!?). Mittlerweile sind die meisten deutschstämmigen Menschen als Spätaussiedler wieder nach Deutschland zurückgekehrt und haben nun erneut ein Integrationsproblem in ihrem eigentlich fast fremden Heimatland. Ganze Dörfer wurden auf diese Weise quasi „entvölkert“.
Wir müssen leider Abschied nehmen von Rumänien und fahren 50 km westlich von Arad über die Grenze nach Ungarn. Diesmal können wir die Tagestour durch Ungarn etwas entspannter angehen lassen, als auf der Hinfahrt. Am Abend beziehen wir wieder unser nun schon bekanntes Hotel in Budapest, bevor wir am nächsten Tag getrennt, bzw. vermutlich in Kleingruppen, je nach Tagesziel sortiert, weiter fahren.